Plastik im Polarmeer – was geht uns das an?

Am 29.03.2019 informierte die Journalistin und Buchautorin Birgit Lutz vom Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Otto-Hahn-Gymnasiums von ihrer Arbeit im Polarmeer. Auf ihren zahlreichen Reisen sowie bei ihrer Tätigkeit als Fremdenführerin in Spitzbergen fand sie an den Stränden der Insel große Müllmengen.

Doch zunächst vermittelte sie den Schülern die schöne Seite der Arktis durch eine Videosequenz, welche Impressionen rund um Spitzbergen zeigte – es waren Wale, Robben, Eisbären, Wasservögel und weite, unberührte Eislandschaften zu sehen.

Dann wurde jedoch deutlich, dass dieses Paradies vor allem durch den zunehmenden Müll an den Stränden und im Meer gefährdet ist. Lutz zeigte Bilder mehrerer Tiere, welche dadurch unmittelbar bedroht sind.

Im Anschluss erläuterte sie interessante Fakten zum Thema Plastikmüll. Von den 26 Millionen Tonnen Plastik, das jährlich produziert wird, entfallen 60 Prozent auf Verpackungen. Nur etwa 30 Prozent davon werden recycelt. Einer Schätzung nach landen acht Millionen Tonnen jährlich in den Ozeanen. „Plastik hält“, erklärte die Referentin und betonte, dass dies definitiv auch ein Vorteil dieses Werkstoffs sei. Andererseits ist jedoch fraglich, warum eine Einwegflasche aus Plastik hergestellt werden muss, wenn deren Abbauzeit 450 Jahre beträgt. Weiterhin erklärte die Referentin, dass nur die wenigsten Plastikteile im oberen Meerbereich schwimmen; der Großteil sinkt ab, da Plastik schwerer ist als Meerwasser. Auch im Marianengraben, an der tiefsten Stelle im Pazifik, ist in über 10 000 Metern Tiefe bereits Plastik gefunden worden. Viele Meerestiere fressen diesen Müll, was die Untersuchung der Mägen von Walen oder Vögeln belegt. Auch auf das Thema Mikroplastik ging Lutz ein und erklärte, dass dieses in Produkten wie Kunstfasern, Kosmetika und Zahnpasta enthalten ist. Mikroplastik ist inzwischen Bestandteil des globalen Wasserkreislaufs und wurde bei Messungen der Universität Bayreuth in allen bayerischen Flüssen nachgewiesen.

Nachdem Birgit Lutz bei ihrer Arbeit auf Spitzbergen die zunehmende Müllmenge als Problem erkannt hatte, initiierte sie ein Projekt mit dem Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven. Der angespülte Müll – zum Großteil handelt es sich um Kleinteile von einer Größe unter zwei Quadratzentimetern – wurde nun gezählt und kategorisiert, damit das Problem exakt benannt werden kann, um eine politische Veränderung zu bewirken. Die genauen Ergebnisse der Analyse sind inzwischen publiziert worden.

„Das bringt doch alles nichts“, könnte man angesichts der riesigen Müllmengen denken. Doch Birgit Lutz betonte, dass Jede/r etwas beitragen könne – „die Summe der einzelnen Teile bringt eben schon etwas“, stellte sie fest. Ein düsteres Zukunftsszenario besteht darin, dass im Jahr 2050 mehr Plastik im Wasser sein wird als Fische, wenn die Menschheit nicht handelt. Anschließend appellierte die Referentin an die Schülerinnen und Schüler, sich in ihrem künftigen Berufsleben um Innovationen zur Lösung dieses Problems zu bemühen. Doch auch jetzt kann einiges getan werden, um Plastikmüll zu vermeiden – auch wenn es sehr schwer ist, vollständig plastikfreie Produkte zu kaufen. Man kann auf Einweggetränke verzichten, Miniverpackungen und Strohhalme vermeiden, Seife statt Duschgel verwenden und Obst lose kaufen. Birgit Lutz empfahl zur Überprüfung der Inhaltsstoffe von Kosmetika die App CodeCheck und verwies auf die Homepage von zero waste. Abschließend forderte  Birgit Lutz die Schülerinnen und Schüler erneut auf, zu handeln – „denn die heutige Jugend wird gehört“, davon ist sie überzeugt.