Sich einmal wie ein Römer fühlen

Sich einmal wie ein Römer kleiden, kämpfen, essen? Wer die Comic-Serie Asterix gelesen hat, will das sicher nicht. Andererseits: Einmal selbst in eine fremde Welt eintauchen, die Lebensumstände der alten Römer von vor 2.000 Jahren näher kennen lernen, das kann schon auch reizen. Und wenn man Schule und eigenes Interesse zusammenbringt, dann entsteht so etwas Schönes wie der Römertag, den das P-Seminar Latein des Otto-Hahn-Gymnasiums Marktredwitz (OHG) letzte Woche an der Grundschule in Arzberg veranstaltet hat.

„Das Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar) liefert einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Handlungskompetenzen, welche die Wahl eines geeigneten Berufs erleichtern sollen“, so beschreibt es das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in München. Im P-Seminar Latein der Jahrgangsstufe 11 erfuhren die Schüler, wie es sich anfühlt, mal auf der anderen Seite des Lehrerpults zu sein.

So unterteilten die Teilnehmer das vom P-Seminarleiter Markus Dumler vorgegebene Thema „Römertag an einer Grundschule“ in sechs Unterrichtsblöcke. Jede Gruppe arbeitete ihren Part aus, stellte Informationen zusammen, gestaltete Plakate, bereitete Anschauungsmaterial vor und machte sich Gedanken zu Unterrichtsmethode und -didaktik.

In der Gruppe „Musik“ wurden die damaligen Instrumente erläutert: Wie sahen sie aus? Wie wurden die Töne erzeugt? Wie hörte sich das an? Über Abbildungen, Geschichten und Hörbeispiele konnten die Grundschüler in die römische Musikwelt eintauchen. Beim „Gladiatorenkampf“ ging es härter zu: Welche Waffen nutzte ein Römer im Nahkampf? Wie fühlt es sich an, gegen einen Mitschüler eine (ungefährliche) Waffe zu schwingen, zu gewinnen oder zu verlieren? Dazu passte die Gruppe „Militär der Römer“: Gesichtsschutz und Schilde waren zum persönlichen Schutz wichtig. Aber die Oberstufenschüler stellten auch Kampfmethoden vor, so die Schildkrötenformation. Asterix-Leser kennen sie, sie wurde vor allem bei Belagerungen eingesetzt.

„Römische Kleidung“ konnten die Kinder dann anziehen. Bei der Tunika ging das auch ganz gut, beim Umlegen der Toga mussten die Jugendlichen dagegen helfen. Die „Spiele“ waren besonders gefragt: Wir nutzen in erster Linie die arabischen Zahlen, aber manchmal kommen auch römische Ziffern vor: Mit welchem Zeichen stellt die lateinische Sprache eine Fünf oder eine Zehn dar? Oder: Welche lateinischen Wörter lassen sich erschließen, weil ihre Bedeutung dem eingedeutschten Wort entspricht? Welche deutschen Begriffe könnten  „magister“, „discipulus“ oder „tempus“ entsprechen? Und dann gab es noch ein Memory: Wer kann den römischen Göttern die passenden Symbole am besten zuordnen?

Was natürlich nicht fehlen durfte, war das „Essen“. Da wurden typische Beispiele für Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereitet. Andere Mahlzeiten als bei uns, aber durchaus schmackhaft.

Die Oberstufenschüler haben dabei viele Erfahrungen gemacht. Ein Projekt eigenständig auf die Beine zu stellen, heißt Verantwortung zu übernehmen. Und diese Aufgabe haben sie ausgezeichnet erledigt. Die Grundschulleiterin Barbara Zißler-Medick und Lehrerin Gabriele Krauße sehen den Römertag als win-win-Situation für beide Schulen. Schließlich wurden ihre Schüler durch diese besondere Form des Unterrichts mit verschiedenen Sinnen und fächerübergreifend angesprochen. P-Seminarleiter Markus Dumler hat seine Schüler bei ihrer Arbeit beobachtet und die letzten Noten im Schuljahr vergeben. Schlecht dürften sie nicht ausgefallen sein!

Warum hat sich das P-Seminar Latein eigentlich die Grundschule in Arzberg ausgesucht? Da gab es zwei Gründe: Zum einen arbeitet Gabriele Krauße als Verbindungslehrerin auch im OHG. Zum anderen hat die Oberstufenschülerin Jutta Menzel den Kontakt hergestellt: Sie ging nämlich selbst in die Arzberger Grundschule.

Für ein derartiges P-Seminar wird finanzielle Unterstützung gebraucht. Auch für die haben die Jugendlichen selbst gesorgt. Sie freuten sich, dass sie von EDEKA Egert, Müssel Maschinenbau und vom OHG Förderverein unterstützt wurden.

Fazit: Einmal selbst Lehrer zu sein, Unterricht vorzubereiten, zu organisieren und zu halten, das war eine spannende Erfahrung für die Gymnasiasten. Übrigens: magister heißt Lehrer, discipulus Schüler und tempus Zeit.

Artikel von Peter Pirner, Frankenpost