Hassreden im Netz

In einem Workshop sind Schüler der 9. Jahrgangsstufe des Otto-Hahn-Gymnasiums Marktredwitz theoretisch und praktisch der Frage nachgegangen, in welchen Formen „Hate Speech“ auftritt, wie sie funktioniert und welche Narrative sie dabei entfaltet.

„Hate Speech“ ist im doppelten Sinne in aller Munde: Auf der einen Seite haben Gesellschaft und Politik das Phänomen erkannt und versuchen, geeignete Mittel zu ihrer Bekämpfung zu finden. Auf der anderen Seite steht ein diffuses Konglomerat aus Trollen, Wutbürgern, Hatern und Social-Bots, die unaufhaltsam beleidigen, hetzen und diskriminieren. Dabei greifen sie auf unterschiedliche sprachliche Repertoires und diskriminierende Narrative zurück.
Immer wenn eine Trennlinie zwischen „WIR“ und „DIE ANDEREN“ gezogen wird und die andere Gruppe abgewertet wird – dann gehe es in Richtung Herabsetzung und Verumglipfung. Dies erklärte Sebastian Zollner, Bildungsreferent für Rassismuskritik und Anti-Hate-Speech-Trainer, den Schülern im Workshop „Hate Speech im Netz“.

Dass Hate Speech für die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen ein lebensnahes Thema ist, wurde schnell deutlich. Sie alle sind bereits über Hasskommentare gestolpert. Das deckt sich mit einer Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW, wonach 94 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland schon Hass im Netz erlebt haben. Dieser trifft nicht alle gleichermaßen, sie richtet sich vor allem gegen diejenigen, die bereits gesellschaftlich benachteiligt sind oder diejenigen, die sich mit diesen Menschen solidarisieren, Stichwort „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“.

Anhand von konkreten Beispielen erfuhren die Jugendlichen, dass in bestimmten Fällen auch ein harmloser Emoji eine Hassrede sein kann; genauso wie bearbeitete Fotos, Musikvideos oder Statements von Politikern mit diskriminierenden Aussagen über eine bestimme Gruppe. Dabei könne man in manchen Fällen durchaus rechtliche Schritte einleiten, so Zollner. Von Beleidigung, Bedrohung, Verleumdung, übler Nachrede, Beschimpfung religiöser Bekenntnisse bis Volksverhetzung reiche die Spanne der rechtlichen Mittel gegen Hate Speech. Mit zahlreichen digitalen Tools, die Zollner beim Seminar nutzte, sorgte er dafür, die Aufmerksamkeit bei den jungen Erwachsen immer wieder zu wecken.

Wichtig sei es aber vor allem, dass man – auch online – aufmerksam sei gegenüber Hass jeder Art, so Zollner. In den Workshops konnten sich die Jugendlichen mit dem Referenten darüber austauschen, was angemessene Reaktionen auf diskriminierende Äußerungen im Netz sind. Die Teilnehmer lernten aber auch wirksame Strategien, um den Hass nicht unkommentiert stehen zu lassen, sondern gegen Hasskommentare jeder Art klar Stellung zu beziehen. Am Ende erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Urkunde aus dem Medienführerschein Bayern.