Skurrile Schönheiten an der Donau

Das Schuljahr begann für die Oberstufenschülerinnen und -schüler am Otto-Hahn-Gymnasium mit einem lang herbei gesehnten und gut vorbereiteten Ereignis: der Studienfahrt nach Wien. Insgesamt 41 Schülerinnen und Schüler folgten der Initiative von Oberstudienrätin Mary Möller, die in Wien studiert hat und das Programm für die einwöchige Reise geplant hat. Begleitet von Oberstudienrat Florian Küfner und Studienrat Julian Schmidt startete die Gruppe am Sonntagmorgen mit einem Bus der Firma „Biersack Reisen“. Gleich nach der Ankunft machte man Halt im Heeresgeschichtlichen Museum, wo u.a. die Karosse und die Uniform des Erzherzogs ausgestellt sind, welche durch das Attentat von Sarajewo 1914 traurige Berühmtheit erlangten. Das Montagsprogramm begann mit einer dreistündigen Stadtrundfahrt, die einen Überblick über die Donaumetropole gab, der von der UNO-City im Norden bis zum Schloss Schönbrunn im Südwesten reichen sollte. Vom Besuch des Schlosses „Belvedere“ bzw. vom Rundgang durch den Garten wird den Jugendlichen besonders die Aussicht auf die Stadt in Erinnerung bleiben und die Erkenntnis, dass der Name „Belvedere“ äußerst treffend gewählt wurde. Dass hier der Staatsvertrag 1955 unterschrieben wurde und das Ensemble sogar eine Euro-Münze ziert, wussten Viele bis dato nicht. Auch das Hundertwasserhaus faszinierte die Besucher aus Marktredwitz, die nicht glauben konnten, dass sozialer Wohnungsbau so attraktiv und noch immer so innovativ sein kann. Am Nachmittag begann die Führung durch den Narrenturm oder genauer durch die Pathologisch-Anatomische Sammlung. Auf dem Gelände des heutigen Uni-Campus steht ein Rundbau in „Guglhupf“-Form. Dieser „Narrenturm“ stellt ein bedeutendes Denkmal zur Geschichte der Krankenversorgung und der Medizin im ausgehenden 18. Jahrhundert dar. Sogenannte Moulagen zeigen Krankheitsbilder, Fehlentwicklungen oder bedrohliche Unfälle. Am Abend lauschte man in der Volksoper „Der Csárdásfürstin“ in einer sehr energiegeladenen und ungemein witzigen Inszenierung. In den nächsten Tagen waren die Jugendlichen vor allem im ersten Wiener Gemeindebezirk unterwegs, teils bei geführten Stadtspaziergängen mit spannenden Themen, wie etwa „Gespenster, Geister und Vampire“, teils in Museen, u.a. in den Kaiserappartements, im Schmetterlingshaus des Hofgartens oder im Sisi-Museum. Bei der Erstellung des Programms stand im Mittelpunkt, die Vielseitigkeit der Stadt zu zeigen, sich etwas abseits der ausgetretenen Touristenpfade zu bewegen und die breit gestreuten Interessen der Jugendlichen zu bedienen. Besonders gefiel den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten eine Führung durch das Naturhistorische Museum mit anschließendem Dachrundgang, die herrliche Sicht auf die Ringstraße und den Stephansdom hat manchen regelrecht verzaubert. Aber auch im Innern des Hauses nutzten Viele die Möglichkeit, bis 21 Uhr die unzähligen Exponate zu bestaunen, die, um eine Auswahl zu nennen, die 30.000 Jahre alte Venus von Willendorf, Tasmanische Tiger, Meteoriten und Saurier umfassen. Im Laufe der Woche wurde es oft bizarr, u.a. als die Besichtigung des Zentralfriedhofs mit seiner einzigartigen Jugendstilkirche auf dem Programm stand, oder wenn es zum Bestattungsmuseum ging und einige leise „es lebe der Zentralfriedhof“ summten. Die kunsthistorisch Interessierten kamen in der Secession auf ihre Kosten, wo die Ausstellung „The new life“ von Anthea Hamilton gleichermaßen die Eigenschaften und Eigenheiten von Räumen, auf die die Künstlerin mit ortsbezogenen Installationen reagiert, zeigt. Die Herstellung und Präsentation sorgfältig gefertigter Objekte, welchen große Aufmerksamkeit geschenkt wird, steht ebenso im Mittelpunkt. Die Führung dort war kleinschrittig und gewährte auch Skeptikern einen Zugang zu moderner Kunst. Der berühmte Beethoven-Fries von Gustav Klimt wurde auf die gleiche kompetente Art vermittelt. Weniger ästhetische Erfahrungen machte die Gruppe bei der sogenannten „Dritte-Mann-Tour“: Inspiriert von einem Schwarz-Weiß-Film aus der Nachkriegszeit gibt es dabei die Möglichkeit, in die Unterwelt, die Kanalisation, abzutauchen und dort cineastischen, aber auch infrastrukturellen und stadtgeographischen Informationen zu lauschen. Die Ausfahrt zum Kahlenberg und nach Grinzing war gekrönt von Sonnenschein, viel Wissenswertes über die Zeit der Türkenbelagerung wurde hier greifbar. Die anschließende kulinarische Entspannung fand für Viele beim Heurigen statt. Die letzte Nacht endete schon früh, denn der letzte Programmpunkt „Naschmarkt nebst Flohmarkt“ ist bekanntermaßen am schönsten, wenn noch nicht halb Wien auf den Beinen ist. Gestärkt und mit kleinen Mitbringseln ausgestattet machten sich die Marktredwitzer wieder auf den Heimweg. Lob ernteten die Organisatoren für die Fahrt, was ihnen Ansporn sein wird, auch im nächsten Jahr eine Studienfahrt nach Wien zu planen.