Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage,
was Heraklit von Ephesus schon vor 2500 Jahren wusste, trifft uns in den letzten Jahren mit aller Macht. So sehr wir alle durchatmen können, weil die schlimmsten Phasen der Covid-Pandemie nun endlich überwunden zu sein scheinen, so sehr treffen uns nun ihre Nachwirkungen:
In keinem Jahr hatten wir mit so vielen Schülerinnen und Schülern zu tun, die in der Zeit der Isolation ernsthafte psychische Probleme entwickelt haben, die sich bis heute auswirken und wohl auch noch weiter auswirken werden. Das macht die anspruchsvolle Arbeit der Lehrerschaft nun noch anspruchsvoller. Aber an meinen Kolleginnen und Kollegen ist Covid auch nicht spurlos vorübergegangen. Fast jede und jeder von uns, mich eingeschlossen, hat sich mit dieser Krankheit mindestens einmal infiziert, und nicht bei jeder/jedem ist sie ohne Spuren wieder verschwunden.
Sicherlich war die Covid-Pandemie ein Katalysator der digitalen Bildung. Anders als vorher sind iPads mittlerweile zum selbstverständlichen Hilfsmittel im Unterricht avanciert. Im Umgang mit der Digitalisierung der Schulwelt befinden wir uns zurzeit in einem Prozess, der viele Fragen und Unwägbarkeiten aufweist. Der Trend scheint zu einer Vollausstattung der Schulen zu gehen. Wir am OHG haben momentan eine zahlenmäßige Ausstattung mit iPads, die sich auf die 50%-Marke in der Schülerschaft zubewegt. Die Lehrkräfte sind aktuell vollständig mit Dienstgeräten ausgestattet. Allerdings ist nicht geklärt, wie es konkret weitergehen soll: Wer bezahlt für die teuren Geräte? Die Eltern, der Sachaufwandsträger? Gibt es Zuschüsse, werden Sonderprogramme aufgelegt usw. usf.?
Auch pädagogisch muss die „Digitalisierung“ immer wieder hinterfragt werden: Ist sie analogen Unterrichtsmethoden immer überlegen, wie manche meinen, oder richtet sie im schlimmsten Fall sogar Schaden an, wie im Zusammenhang mit der IGLU-Studie gelegentlich zu vernehmen war? Zurzeit favorisiere ich den Ansatz des Beraters für digitale Bildung in Oberfranken, StD Roman Eberth, der uns in einem unserer letzten Fachgespräche zum Thema Digitalisierung ein Umdenken empfahl: Statt eine Digitalisierung um jeden Preis anzustreben, empfiehlt er als Ziel die „Digitalität“. Hinter diesem Begriff steht der Gedanke, dass man sich immer gründlich überlegen muss, wo digitaler Unterricht einen Mehrwert bietet. Wo aber der analoge Unterricht überlegen ist, soll er beibehalten werden.
Zusätzlich wurden wir in den letzten Monaten von den Anwendungsmöglichkeiten der KI herausgefordert. Wenn sie im Moment auch noch Schwächen aufweist, so wird sie doch in rasanter Geschwindigkeit immer besser, sodass wir an den Schulen nicht daran vorbeikommen werden, uns damit auseinander zu setzen.
Als zusätzliche Herausforderung, die die Umsetzung des technischen Wandels aktuell erschwert, macht sich der demografische Wandel auch bei uns am OHG nachdrücklich bemerkbar: Die Babyboomer-Generation geht in Pension. Auch wir sind in diesem Schuljahr durch das Ausscheiden meines Stellvertreters StD Stehbach und der MB-Mitarbeiterin StDin Ernstberger massiv betroffen. Ob diese Lücken, die die beiden hinterlassen, überhaupt geschlossen werden können, steht in den Sternen. Zwar, so war kürzlich in der „Frankenpost“ zu lesen, möchte unser Kultusminister 10.000 neue LehrerInnen einstellen. Ob ihm dieses löbliche Unterfangen aber gelingen wird, ist zumindest fraglich, angesichts der Tatsachen, dass die v.a. umworbene „Generation Z“ zahlenmäßig geringer ist und nach allem, was man so hört, auch keine besondere Neigung verspürt, den LehrerInnenberuf zu ergreifen. Was diese Abneigung betrifft, so kann ich mir durchaus denken, woher die rührt, aber darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Mangelndes Problembewusstsein kann man unserem Kultusminister nicht unterstellen. Er wird in der „Frankenpost“ vom 19.05.2023 nämlich so zitiert: „Wir überfrachten teilweise auch, was Schule alles tun soll: Medienkompetenz, Berufsorientierung und viele, viele Projekte (…). Man muss sich auch vielleicht mehr auf die klassischen Dinge konzentrieren: Mathe, Rechnen, Lesen, Schreiben.“
Dann ist in dem Artikel auch noch die Rede von mindestens 1000 zusätzlichen Verwaltungs-kräften sowie zusätzlichen SchulpsychologInnen und SozialpädagogInnen. Die Worte hör‘ ich wohl, und ich finde sie gut. Wollen wir hoffen, dass die Umsetzung gelingt.
Leider ist die Realität (zurzeit?) noch eine andere. Unsere engagierte Schulsekretärin Frau Kraupner wechselt auf eigenen Wunsch in die freie Wirtschaft. Das Landesamt hat die Stelle der potenziellen Nachfolgerin um zehn Stunden gekürzt …
Ein weiterer Wandel, auf den wir hier alle sehnlichst warten, ist die seit Jahren angekündigte Generalsanierung. Nach letzten Meldungen soll sie im Schuljahr 2024/25 kommen. Na, schaun mer mal …
Und dann gibt sich die Oberstufe des aufwachsenden neuen G9 die Ehre. Die diesjährigen 11. Klassen sind die ersten, die in der Oberstufe nach dem neuen LehrplanPlus unterrichtet werden. Auch für diesen Wandel bedurfte es und bedarf es noch immer umfangreicher organisatorischer, inhaltlicher, schulrechtlicher und pädagogischer Neuerungen.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Nach der langen Pandemie, die zeitweise nahezu kein soziales Leben mehr zuließ, können wir unser umfangreiches Fahrtenprogramm wieder aufnehmen und sogar noch bereichern: Wir waren anfangs erschrocken, wie sehr sich die gegenwärtige Inflation auf die Fahrt- und Unterkunftspreise ausgewirkt hat. Umso froher stimmt es mich, dass es der Schulleitung gelungen ist, das OHG zu einer „Erasmus+“-Schule zu machen. Studienfahrten ins Ausland werden von diesem europäischen Programm gefördert und machen Austauschprogramme vor allem für unsere SchülerInnen, aber auch für die KollegInnen möglich. So dringt der europäische Gedanke noch tiefer in unserer Schule durch und unsere SchülerInnen können an konkreten Beispielen erleben, was es bedeutet, in einem vereinten Europa aufzuwachsen. Eine bessere Prävention gegen Hass und Rassismus ist wohl kaum vorstellbar. Das Goethe-Gymnasium im bulgarischen Burgas am Schwarzen Meer als Partnerschule zu gewinnen, wäre ohne das „Erasmus+“-Programm undenkbar gewesen. Und die Einführung der Fahrtenwochen wird dazu beitragen, dass Fahrten und Unterricht planungssicher durchgeführt werden können. Denn die Nachwirkungen der Covid-Pandemie werden von den Lehrkräften in zusätzlichen Kursen aufgefangen. Aber auch dazu braucht es Zeit!
Ihr
OStD Stefan Niedermeier M. A., Schulleiter